TOMAS ELLER

Donnerstag, 12. November 2015

Tomas Ellers Arbeiten sind Kartografien unserer Alltags- bzw. Umgebungs- oder Erfahrungswelt. Eller beschäftigt sich mit den Themen Natur/Natürlichkeit und Technologie, Zeit und Raum und der Situation des Individuums innerhalb dieser Konstanten. Dazu schöpft er aus wissenschaftlichen Überlegungen, die er mit alltäglichen Umständen verknüpft.

Bei der Skulpturenserie der Expendic (Der Künstler bezeichnet sie liebevoll als „Universen“.) handelt sich um Aluobjekte unterschiedlicher Größe, die durch Einschusslöcher von diversen klein- bis großkalibrigen Waffen ihre charakteristische Oberfläche erhielten. Hierzu greift der Künstler auf physikalische Theorien zur Raumzeit zurück. Ausgangspunkt ist das Penrose-Diagramm (benannt nach dem Mathematiker und Physiker Roger Penrose), das die Raumzeit-Geometrie in der Umgebung schwarzer Löcher veranschaulicht. Zeit wird dem Diagramm zufolge vertikal dargestellt, Raum horizontal. Die Form der Skulpturen referiert dabei auf eine Struktur, die sich auf der Erde als auch im Weltall wiederfindet.

Ellers Arbeit ist immer eine Arbeit an der Verfremdung – Verfremdung als ein veristisches Verfahren, das dazu führen soll, den Dingen die Selbstverständlichkeit zu nehmen, um hinter die Dinge/Strukturen blicken zu lassen. In der Synchrotron-Radierung (ein von Eller selbst entwickeltes Tiefdruck-Verfahren) mit dem Titel Parenchym zeigt uns der Künstler ein Stück Wald, die sich vor uns unheimlich, als konturlose Unendlichkeit, gewebeartig auf der Fläche ausbreitet. Tatsächlich bezeichnet Parenchym ein menschliches oder tierisches Gewebe eines Organs, das dessen Funktion ermöglicht.

Oftmals konzentriert sich der Künstler n seinen Untersuchungen auf Techniken des Sichtbarmachens. So zeigen die Arbeiten der Serie Liquid Mountains in 30.000-facher Vergrößerung elektronenmikroskopische Aufnahmen von Ablagerungen eines Vulkankraters – (Gesteins-)Fragmente, die durch Zerreißen, Zerbrechen oder Kristallisierung infolge vulkanischer Aktivität aus einem festen oder flüssigen vulkanischen Ausgangsmaterial entstanden sind. Erneut geht es um Raum und Zeit. Längst vergangene Zeitabschnitte/historische Räume, aus den Tiefen der Erde hervorkatapultiert, werden zu einem Einzelbild verdichtet. Zeit, als das Augenblickshafte und nicht Greifbare wird Schichte für Schichte eingefroren und in eine „ewige Gegenwart“ überführt. Der Weite des Universums wird hier ein mikroskopisch kleines Präparat entgegengesetzt.

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