Ulrich Nausner | Julian Palacz | Thomas Rhube

Donnerstag, 01. Dezember 2016

Algorithmen, Nudging, Big Data – unser Leben wird zunehmend digitaler. Neben Märkten, Gesetzen und sozialen Normen wird das Handeln und Verhalten von Menschen immer mehr von Daten und Software-Codes gesteuert. Seit Big Data oder Data as a service (DaaS) als Modell zur Bereitstellung und Verteilung von Informationen, bei denen Verbraucherdaten gesammelt, analysiert und als Dienstleistung kommerziell eingesetzt werden, wurde die Transparenz und Vulnerabilität von Individuen verstärkt.

Die Frage nach dem Eigentum von Daten wird als Frage der Autorität verstanden. Künstler greifen nun auf zum Teil selbst generierte Daten zurück und untersuchen unsere Beziehung zu Überwachung, Digitalisierung und die Frage nach dem Verhältnis von Wirklichkeit zu ihrer (medialen) Abbildung. Daten werden so zu Inspirationsquellen, der Reiz des Zufälligen ist oftmals Teil eines nicht bewusst intendierten Gestaltungsakts.

Prämisse von Ulrich Nausners Auseinandersetzung mit dem gesellschaftlichen Umfeld bildet das strukturbildende Element von Sprache. Ausgangspunkt sind dabei digitale Textinformation aus dem Internet. Der gesellschaftlich gefasste Konsens von Textualität und die Merkmale seiner Kommunikationssituation (wie Informativität oder Intertextualität als „Gewebe von Zitaten aus unterschiedlichen Stätten der Kultur“ (R. Barthes)) werden mittels minimaler Eingriffe auf ihr formgebendes Potential reduziert. Die formale Nivellierung wird jedoch selbst wieder zum Träger neuer Bedeutungen.

Ob durch Interpolationskurven (Beacon Tower), die in der Tradition des Expanded Cinema als Expansion von Rezeption und Aufstand gegen die Unterhaltungsindustrie gelesen werden können, oder Primzahlen (Prime Entanglement), die uns immer dort umgeben, wo Verschlüsselung eingesetzt wird, Julian Palaczs Arbeiten sind Visualisierungen digitaler Gesten, deren formale Präzision (bis zu 30-zeilige Programme) ins Lyrische überführt werden.

Demgegenüber betonen Thomas Rhubes Arbeiten trotz ihrer durch standardisierte Parameter erreichte serielle, einfache Struktur den malerischen Prozess. Sowohl die More or Less Paintings, die Rhubes Interesse an alchemistischen Praktiken bezeugen, als auch seine Textarbeiten, die in ihrer inhaltlichen Reduktion auf einer Metaebene Kunstrezeption reflektieren, kultivieren Imagination als Mittel zur Erkenntnisgewinnung und Individuierung.

Kuratorin: Birgit Laback

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